Flow
Die Flow-Forschung entstand aus dem Bedürfnis heraus, intrinsische Motivation bzw. selbstzweckhafte Aktivitäten in ihrer Tiefe zu verstehen. Unter intrinsischer Motivation bzw. selbstzweckhaften Aktivitäten, versteht man Aktivitäten, die an und für sich motivierend und belohnend sind. Das charakteristische Erleben von Personen, die intrinsisch motivierte Tätigkeiten ausüben, bezeichnet man als Flow. Flow zeichnet sich durch eine intensive Konzentration und ein vollkommenes Aufgehen in eine gerade durchgeführte Tätigkeit aus. Beim Flow kommt es zu einer Verzerrung des Zeiterlebens, zu einer Verschmelzung von Handlung und Bewusstsein und zu einem Verlust des Selbst in der Tätigkeit. Der oder die Handelnde hat zudem das Gefühl, die Situation im Griff zu haben und fühlt sich durch die Durchführung selbst und nicht durch das Ergebnis der Handlung belohnt (Csikszentmihalyi, 1975, 2000, 1990; Csikszentmihalyi & Larson, 1987; Csikszentmihalyi & LeFevre, 1989; Nakamura & Csikszentmihalyi, 2002).
Geschichte
Der Pionier dieses Gebiets, Mihaly Csikszentmihalyi, untersuchte in den 1960er Jahren den kreativen Prozess von Künstlern. Er beobachtete, dass die Maler konzentriert an der Fortführung ihres Gemäldes arbeiteten und dabei Essen und Schlaf vergassen. Sobald das Werk vollendet war, verloren die Künstler überraschenderweise das Interesse an ihrer künstlerischen Kreation. Extrinsische Motivation (durch äussere Reize hervorgerufene Form der Motivation, z. B. Belohnung/Bestrafung) schien bei den Künstlern keinen hohen Stellenwert zu haben, stattdessen waren sie intrinsisch motiviert. Aus dem Verlangen heraus, dieses Phänomen zu verstehen, untersuchten Csikszentmihalyi und seine Kollegen in den 1980er und 1990er Jahren in Italien den Flow. Um die Bedingungen dieser optimalen Erfahrung in ihrer Tiefe zu verstehen, führte Csikszentmihalyi (1975, 2000) Studien an Schachspielern, Kletterern und Tänzern (Tätigkeiten, die eher intrinsisch motiviert sind) sowie an Chirurgen und Lehrern (Tätigkeiten, die sowohl intrinsisch – Freude – als auch extrinsisch – Prestige, Geld – motiviert sein können), durch. Es stellte sich heraus, dass die Befragten aus den verschiedenen Gruppen sehr ähnliche Beschreibungen für das optimale Erleben verwendeten. Dieses wurde von Csikszentmihalyi „Flow“ genannt.
Die Flow-Erfahrung
Um Flow zu erleben, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein:
1. Wahrgenommene Herausforderungen bzw. Handlungsmöglichkeiten, die den eigenen Fähigkeiten entsprechen und diese erweitern.
2. Klare naheliegende Ziele und unmittelbares Feedback über den gemachten Fortschritt.
Der Zustand des Flow ist durch folgende Merkmale charakterisiert:
1. Intensive und fokussierte Konzentration auf eine gerade durchgeführte Handlung
2. Verschmelzung von Handlung und Bewusstsein
3. Verlust des reflektierten Selbstbewusstseins
4. Das Gefühl, die Kontrolle über eigene Handlungen zu haben
5. Verlust des Zeiterlebens
6. Das Gefühl, dass die Aktivitäten an und für sich belohnend sind
(Csikszentmihalyi, 1975, 2000, 1990; Csikszentmihalyi & Larson, 1987; Csikszentmihalyi & LeFevre, 1989; Nakamura & Csikszentmihalyi, 2002)
Flow-Kanal
Csikszentmihalyi (1975, 2000) unterscheidet in Abhängigkeit der Ausprägungen von Anforderungen und Fähigkeiten zwischen drei Erfahrungen:
Dem „Flow“ Kanal, bei dem Anforderungen und Fähigkeiten übereinstimmen, der „Langeweile“ bzw. „Unterforderung“, bei der Anforderungen unter den Fähigkeiten liegen, und der „Angst“ bzw. „Überforderung“, bei der Anforderungen die Handlungsfähigkeiten übersteigen.
Abbildung 1: Das ursprüngliche Flow-Modell (Csikzentmihalyi, 1975, 2000).
Diese Zuordnung konnte in frühen ESM Analysen nicht bestätigt werden: Die Balance zwischen Fähigkeiten und Anforderungen allein führt nicht zu einer optimalen Erfahrung. Stattdessen ist beim Flow bzw. der optimalen Erfahrung die Ausdehnung bzw. Erweiterung von Fähigkeiten wesentlich.
Als Folge wurde Flow als das Gleichgewicht von Anforderungen und Fähigkeiten, die über dem durchschnittlichen Niveau der Person liegen, definiert (Csikszentmihalyi & Csikszentmihalyi, 1988). Flow-Zustände können erlebt werden, wenn Personen Herausforderungen annehmen, die grösser sind als die Anforderungen, die sie üblicherweise im alltäglichen Leben antreffen. Da Flow demnach bei hohen Anforderungen und hohen Fähigkeiten einzuordnen ist, kann noch ein vierter Zustand, die Apathie, die sich durch niedrige Anforderungen und niedrige Fähigkeiten auszeichnet, definiert werden.
Die Einteilung in vier verschiedene Erfahrungen kann, wie in Abbildung 2 ersichtlich, noch feiner, in acht unterschiedliche Erfahrungen, unterteilt werden (Csikszentmihalyi, 1997):
Abbildung 2: Das aktuelle Flow-Modell (Csikszentmihalyi, 1997)
Flow zeichnet sich dadurch aus, dass der Schwierigkeitsgrad der Anforderungen den eigenen Fähigkeiten entspricht und dieser einen selbst nicht über- oder unterfordert. Wenn das Gleichgewicht zwischen Anforderungen und Fähigkeiten gestört ist, kann es bei einer Überforderung erst zu einer wachsamen und anschliessend zu einer ängstlichen Haltung kommen. Wenn die Fähigkeiten die Anforderungen übersteigen und man sich unterfordert fühlt, entspannt man sich erst, wird jedoch nach einer Weile gelangweilt. Durch die Veränderungen des subjektiven Zustandes erhält man Feedback über die aktuelle Beziehung mit der Umwelt und kann infolgedessen Fähigkeiten oder Anforderungen anpassen, um wieder in den Zustand des Flows zurückzukehren.
Wirkung von Flow
Flow wirkt (im Nachhinein) belebend, führt zu langanhaltender Freude sowie zum Gefühl stark und am Höhepunkt der eigenen Fähigkeiten zu sein. Zudem sind Menschen, die Flow erlebt haben, erneut motiviert ausdauernd und wiederholt einer Tätigkeit nachzugehen, weil die Durchführung der Tätigkeit selbst als belohnend empfunden wird und auf lange Sicht eigene Fähigkeiten erweitert. Manche Studien wiesen jedoch darauf hin, dass Flow auch negative Folgen mit sich bringen kann. So zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen Flow, Drogenkonsum und illegalen Aktivitäten (Delle Fave, 2009, 2013, zitiert nach Delle Fave & Bassi, 2016). In anderen Studien liess sich jedoch erkennen, dass das Meistern von herausfordernden Aktivitäten im alltäglichem Leben schützend vor negativen Folgen wirkt (Schmidt, 2000). So zeigte sich für amerikanische Studierende, die zu Hause oder in der Schule Widrigkeiten erlebten, dass die Verfügbarkeit von Herausforderungen, das Engagement in diesen Aktivitäten und das Gefühl, erfolgreich in diesen Tätigkeiten zu sein, mit weniger delinquentem Verhalten in Beziehung stand.
Das Flow-Erleben und der Zusammenhang mit Persönlichkeitsmerkmalen
Menschen unterscheiden sich stark in ihrer Neigung Flow zu erleben (und damit der Häufigkeit, mit der sie Flow erleben), in der Qualität ihrer Erfahrung (beeinflusst durch subjektiv wahrgenommene Herausforderungen und Fähigkeiten) und in ihrem Wunsch, Tätigkeiten, bei denen sie Flow erleben, auszuführen. Die Neigung Flow zu erleben kann unter anderem durch Unterschiede in Persönlichkeitsmerkmalen erklärt werden (Ullén, Harmat, Theorell & Madison, 2016). Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit, Offenheit für Erfahrungen und Extraversion weisen einen positiven und Neurotizismus einen negativen Zusammenhang mit der Neigung Flow zu erleben auf (Ullén, Harmat, Theorell & Madison, 2016). Zudem hängt die Neigung Flow zu erleben positiv mit Selbstwertgefühl, subjektiv wahrgenommenem Können, Lebenszufriedenheit, psychologischem Wohlbefinden, intrinsischer Motivation sowie niedriger Ängstlichkeit zusammen (Csikszentmihalyi, 1990).
Flow, Charakterstärken und Happiness
Flow ist eines von drei Elementen der Authentic Happiness Theorie von Seligman (2002). In dieser werden Positive Emotionen, Engagement und Sinn, als Wege, die zum Glücklichsein (happiness) führen, beschrieben. Das zweite Element, das life of engagement, handelt vom Flow-Erleben. Flow äussert sich durch das Engagement in diversen hoch einnehmender und fesselnder Aktivitäten und die dadurch entstehende Flow-Erfahrung. Seligman (2002) geht davon aus, dass insbesondere die Anwendung von Signaturstärken zu Flow führen kann. Dabei ist es wichtig, die eigenen höchst ausgeprägten Charakterstärken zu identifizieren, zu entwickeln und zu lernen diese möglichst oft einzusetzen.
Das Konstrukt der selbstzweckhaften Persönlichkeit
Das Konstrukt der selbstzweckhaften Persönlichkeit von Csikszentmihalyi (1975, 2000) beschreibt Personen, die generell Aktivitäten um ihrer selbst Willen ausführen und nicht um etwas zu erreichen. Selbstzweckhafte Personen neigen dazu, sich in Situationen zu begeben, die das häufige Erleben von Flow ermöglichen (Csikszentmihalyi, Rathunde, & Whalen, 1993; Nakamura & Csikszentmihalyi, 2002). Zudem verfügen sie über Kompetenzen optimale Erfahrungen in die Wege zu leiten, diese aufrechtzuerhalten und sich an diesen zu erfreuen (Csikszentmihalyi et al., 1993). Diese Fähigkeiten werden durch verschiedene teilweise gegensätzliche Eigenschaften unterstützt: Neugierde, das Bedürfnis erfolgreich zu sein, Freude und Ausdauer, Offenheit für Neues und fokussierte Konzentration, Integration und Differenzierung, Unabhängigkeit und Kooperation (Csikszentmihalyi et al., 1993; Nakamura & Csikszentmihalyi, 2002). Nakamura und Csikszentmihalyi (2002) beschreiben selbstzweckhafte Personen als wenig selbstzentriert, neugierig, interessiert am Leben und beharrlich. Förderlich für selbstzweckhafte Persönlichkeit sind vor allem Familienumwelten, die sowohl Unterstützung als auch Herausforderungen anbieten (Rathunde, 1988, 1996).
Flow in Arbeit und Freizeit
Flow kann bei nahezu allen Aktivitäten auftreten, sei es in der Arbeit oder in der Freizeit (Csikszentmihalyi, 1975, 2000; Delle Fave & Massimini, 1988). Flow wird beispielsweise in der Kunst und Wissenschaft (Csikszentmihalyi, 1996), beim Sport (Jackson, 1995, 1996) oder beim Schreiben (Perry, 1999) erlebt. Obwohl Flow in den unterschiedlichsten Tätigkeiten erlebt werden kann, gibt es Kontexte, die die Bedingungen um Flow zu erleben eher erfüllen als andere. Flow tritt dann ein, wenn Anforderungen und Fähigkeiten auf einem hohen Niveau liegen und Menschen die Möglichkeit haben Fähigkeiten zu erweitern bzw. auszudehnen (Csikszentmihalyi, 1975, 1982). Die Bedingungen um Flow erleben zu können (hohe Anforderungen, hohe Fähigkeiten) werden zu weniger als 20% der Zeit von Freizeitaktivitäten erfüllt, wohingegen sie im Arbeitskontext bis zu 64% der Zeit gegeben sind. Ausserhalb des Arbeitsplatzes wird Flow besonders häufig beim Autofahren (20.9% – 26.2%) und beim Sprechen mit Freunden und Familie (17.7% – 23%) erlebt. Bei anderen Aktivitäten wie zum Beispiel beim Spazieren gehen (6.2% – 13.9%) oder beim Fernsehen (6.3% – 8.5%) ist die Flowerfahrung weniger häufig.
In Situationen, die sich durch hohe Anforderungen und hohe Fähigkeiten (Flow) auszeichnen, erleben Personen sowohl bei Aktivitäten in der Arbeit als auch bei Freizeitaktivitäten positivere subjektive Erfahrungen als in anderen Situationen (Csikszentmihalyi & LeFevre, 1989). Die positive Erfahrung trifft für die meisten Erfahrungsdimensionen (z. B. Konzentration, Freude, Kreativität) zu, jedoch nicht für die Dimensionen Motivation und Entspannung. Die letzten beiden hängen von soziokulturellen Konventionen ab. So kommt es zu einer paradoxen Situation, in der Personen mehr positive Gefühle in der Arbeit als in der Freizeit erleben, aber trotzdem wünschten, sie könnten etwas anderes tun als zu arbeiten. Die soziokulturelle Konvention „Arbeit als Pflicht“ anzusehen überlagert die positiven Gefühle, die bei der Arbeit erlebt werden. Diese Einstellung kann schon bei Schülern wiedergefunden werden (Csikszentmihalyi, 1997).
Messung
Flow kann anhand von Interviews, Papier-Bleistift-Verfahren und der Experience Sampling Methode erhoben werden.
• Qualitative Interviews wurden bei der ersten Beschreibung von Flow eingesetzt und kommen auch heute noch zum Einsatz, wenn es die Erhebung von inhaltlichen Aspekten und der Art der Erfahrung beim Flow betrifft.
• Bei Papier-Bleistift-Verfahren handelt es sich oftmals um Fragebögen, die quantitative Masse erheben.
• Der Flow Questionnaire misst beispielsweise ob, wie häufig und bei welcher Tätigkeit Flow erlebt wird und erfasst auch die subjektive Erfahrung beim Flow-Erleben (Csikszentmihalyi & Csikszentmihalyi, 1988).
• Die Flow-State Scale-2 (FSS-2) misst Flow als einen Zustand, während die Dispositional Flow Scale-2 (DFS-2) Flow als überdauernde Eigenschaft erhebt (Jackson & Eklund, 2002).
• Die Flow-Kurzskala (FKS; Rheinberg, Vollmeyer & Engeser, 2003) ist ein 10 Item Messverfahren, das alle sechs Komponenten des Flow-Erlebens erfasst. Die Antworten werden auf einer siebenstufigen Skala von „trifft nicht zu“ bis „trifft zu“ angegeben. Zudem erfasst die Flow-Kurzskala mit drei weiteren Items die Besorgnis in der jeweiligen Situation.
Die Experience Sampling Methode nutzt Paging-Geräte, Smartphones oder ähnliche Geräte, die zu bestimmten Zeitpunkten dazu auffordern Fragebögen auszufüllen. Die Fragebögen erheben, welcher Tätigkeit gerade nachgegangen wird sowie in welchem kognitiven, emotionalen und motivationalen Zustand man sich befindet. Diese Methode ist besonders vorteilhaft, weil sie das Sammeln von Daten, während der Ausübung einer bestimmten Tätigkeit ermöglicht.
Referenzen
Csikszentmihalyi, M. (1975). Beyond boredom and anxiety: Experiencing flow in work and play. San Francisco, CA: Jossey-Bass.
Csikszentmihalyi, M. (1982). Toward a psychology of optimal experience. In L. Wheeler (Ed.), Review of personality and social psychology (pp. 13–36). Beverly Hills, CA: Sage. http://doi.org/10.1007/978-94-017-9088-8_14
Csikszentmihalyi, M. (1990). Flow: The psychology of optimal experience. New York, NY: Harper & Row.
Csikszentmihalyi, M. (1996). Creativity: Flow and the psychology of discovery and invention. New York, NY: HarperCollins.
Csikszentmihalyi, M. (1997). Finding Flow: The Psychology of engagement with everyday life. New York, NY: Basic Books.
Csikszentmihalyi, M. (2000). Beyond boredom and anxiety: Experiencing flow in work and play. San Francisco, CA: Jossey-Bass.
Csikszentmihalyi, M., & Csikszentmihalyi, I. (1988). Optimal experience: Psychological studies of flow in consciousness. Cambridge, UK: Cambridge University Press.
Csikszentmihalyi, M. & Larson, R. (1987). Validity and reliability of the Experience Sampling Method. Journal of Nervous and Mental Disease, 175, 529–536. http://doi.org/10.1007/978-94-017-9088-8_3
Csikszentmihalyi, M., & LeFevre, J. (1989). Optimal experience in work and leisure. Journal of Personality and Social Psychology, 56, 815–822. http://doi.org/10.1037/0022-3514.56.5.815
Csikszentmihalyi, M., Rathunde, K., & Whalen, S. (1993). Talented teenagers: A longitudinal study of their development. New York, NY: Cambridge University Press.
Delle Fave, A. D., & Bassi, M. (2016). Flow and Psychological Selection. In L. Harmat, F. Ø. Andersen, F. Ullén, J. Wright, & G. Sadlo (Eds.), Flow experience: Empirical research and applications (pp. 3–19). Cham, Switzerland: Springer. http://doi.org/10.1007/978-3-319-28634-1
Delle Fave, A., & Massimini, F. (1988). Modernization and changing contexts of flow in work and leisure. In M. Csikszentmihalyi & I. Csikszentmihalyi (Eds.), Optimal experience (pp. 193–213). New York, NY: Cambridge University Press. https://doi.org/10.1017/CBO9780511621956.012
Jackson, S. (1995). Factors influencing the occurrence of flow state in elite athletes. Journal of Applied Sport Psychology, 7, 138–166. http://doi.org/10.1080/10413209508406962
Jackson, S. (1996). Toward a conceptual understanding of the flow experience in elite athletes. Research Quarterly for Exercise and Sport, 67, 76–90. http://doi.org/10.1080/02701367.1996.10608859
Jackson, S. A., & Eklund, R. C. (2002). Assessing flow in physical activity: The Flow State Scale-2 and Dispositional Flow Scale-2. Journal of Sport and Physical Acitivity, 24, 133–150. http://doi.org/10.1123/jsep.24.2.133
Nakamura, J., & Csikszentmihalyi, M. (2002). The concept of flow. In C. R. Snyder & S. J. Lopez (Eds.), Handbook of positive psychology (pp. 89–105). New York, NY: Oxford University Press.
Perry, S. K. (1999). Writing in flow. Cincinnati, OH: Writer’s Digest Books.
Rathunde, K. (1988). Optimal experience and the family context. In M. Csikszentmihalyi & I. Csikszentmihalyi (Eds.), Optimal experience (pp. 342–363). Cambridge, England: Cambridge University Press.
Rathunde, K. (1996). Family context and talented adolescents’ optimal experience in school-related activities. Journal of Research on Adolescence, 6, 605–628.
Rheinberg, F., Vollmeyer, R., & Engeser, S. (2003). Die Erfassung des Flow-Erlebens. In J. Stiensmeier-Pelster, & F. Rheinberg (Eds.), Diagnostik von Motivation und Selbstkonzept (Test und Trends, Bd.2) (pp. 261–279). Göttingen, Germany: Hogrefe.
Schmidt, J. (1998). Overcoming challenges: The role of opportunity, action, and experience in fostering resilience among adolescents (Unpublished doctoral dissertation). University of Chicago, Chicago, IL.
Seligman, M. E. P. (2002). Authentic happiness: Using the new positive psychology to realize your potential for lasting fulfillment. New York, NY: Free Press.
Ullén, F., Harmat, L., Theorell, T., & Madison, G. (2016). Flow and individual differences: A phenotypic analysis of data from more than 10,000 twin individuals. In L. Harmat, F. Ø. Andersen, F. Ullén, J. Wright, & G. Sadlo (Eds.), Flow experience: Empirical research and applications (pp. 267–288). Cham, Switzerland: Springer. http://doi.org/10.1007/978-3-319-28634-1
Werte
Werte können als Überzeugungen bzw. motivationale Konstrukte definiert werden, die als Standards oder leitende Prinzipien im Leben dienen (Schwartz, 1992). Sie beziehen sich auf wünschenswerte Ziele einer Person, die über konkrete Situationen hinausgehen. Ausserdem variieren Werte zwischen Personen in ihrer Wichtigkeit und können zu Handlungen führen. Somit sind Werte ein wesentlicher Bestandteil der Identität, da sie beschreiben, was für einen Menschen wichtig ist.
Wichtige Werte-Modelle
In Schwartz’ Theorie (1994) wird postuliert, dass sich Werte auf drei grundlegende menschliche Bedürfnisse zurückführen lassen: Biologische Grundbedürfnisse, Bedürfnisse nach sozialer Interaktion und Bedürfnis nach Gruppenzugehörigkeit. Solche Werte wurden von Schwartz in zehn Wertetypen zusammengefasst, die sich in ihrem motivationalen Ziel, welches hinter diesen Werten stehen, unterscheiden. Es wird davon ausgegangen, dass diese Wertetypen weltweit und über alle Kulturen hinweg vorhanden sind.
In der folgenden Tabelle werden die 10 Wertetypen aufgezählt, ihr motivationales Ziel und die dazugehörigen Werte genannt (Schwartz, 1994):
Wertetyp | Motivationales Ziel | Repräsentierte Werte |
---|---|---|
Universalismus | Verständnis, Anerkennung, Toleranz und Schutz für das Wohlbefinden aller Menschen und der Natur | Toleranz, Weisheit, soziale Gerechtigkeit, Gleichheit, eine Welt in Frieden, eine Welt voll Schönheit, Einheit mit der Natur, die Umwelt schützen |
Benevolenz | Erhaltung und Förderung des Wohlergehens von nahestehenden Menschen | Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Vergebungsbereitschaft, Treue, Verantwortungsbewusstsein |
Tradition | Respekt, Verpflichtung und Akzeptanz gegenüber den kulturellen oder religiösen Bräuchen und Ideen | Frömmigkeit, meine Stellung im Leben akzeptieren, Demut, Achtung vor der Tradition, Mässigung |
Konformität | Unterdrückung von Handlungen, Neigungen und Impulsen, die andere verletzen können oder die sozialen | Höflichkeit, Gehorsam, Selbstdisziplin, Ehrerbietung gegenüber Eltern und älteren Menschen |
Sicherheit | Sicherheit, Harmonie und Stabilität der Gesellschaft, der Beziehungen und des eigenen Selbst | Familiäre Sicherheit, nationale Sicherheit, soziale Ordnung, Sauberkeit, niemandem etwas schuldig bleiben |
Macht | Sozialer Status und Prestige, Kontrolle und Dominanz über Menschen und Ressourcen | Soziale Macht, Autorität, Reichtum, Wahrung des eigenen öffentlichen Ansehens |
Leistung | Persönlicher Erfolg durch Demonstration von Kompetenz gemäß sozialen Standards | Erfolg, Kompetenz, Ehrgeiz, Einfluss |
Hedonismus | Vergnügen und sinnliche Befriedigung für sich selbst | Vergnügen, das Leben genießen |
Stimulation | Aufregung, Abwechslung und Herausforderung im Leben | Wagemutig sein, ein abwechslungsreiches und ein aufregendes Leben haben |
Selbstbestimmung | Unabhängiges Denken und Handeln, auswählen, schaffen, erforschen | Kreativität, Freiheit, Unabhängigkeit, Neugierde, Auswahl eigener Ziele |
Schwartz nimmt aufgrund der unterschiedlichen motivationalen Ziele eine zirkuläre Struktur der Werte an. Je näher zwei Wertetypen beieinanderliegen, desto ähnlicher sind ihre motivationalen Ziele. Handlungen, die auf ein bestimmtes motivationales Ziel zurückgehen, haben praktische, psychologische und soziale Konsequenzen. Diese können mit den Zielen anderer Werte übereinstimmen oder aber auch in Konflikt stehen. Es handelt sich auf der einen Seite um den Konflikt von Selbst-Transzendenz und Selbsterhöhungswerten. Auf der anderen Seite stehen sich Offenheit für Wandel und Bewahrung des Bestehenden gegenüber.
In Rokeachs Theorie (1973) werden terminale und instrumentelle Werte unterschieden. Erstere beziehen sich auf Zielzustände, also was eine Person in ihrem Leben erreichen möchte, während instrumentelle Werte Verhaltensweisen repräsentieren, die eine Person verwenden kann, um Lebensziele zu erreichen. Nach seiner Auffassung lenken Werte Handlungen, Einstellungen und Urteile. Zudem sind sie situations- und objektübergreifend und führen die Funktion von Standards aus. Sie sind zentrale Merkmale der Persönlichkeit. In seinem Fragebogen, dem Rokeach Value Survey können Personen 36 Werte nach ihrer Wichtigkeit sortieren.
Im Folgenden wird noch eine weitere Einteilung der Werte präsentiert.
Hofstede (2001) unterscheidet zwischen sechs unabhängigen Dimensionen:
1. Machtdistanz
Machtdistanz gibt an, inwieweit weniger mächtige Individuen eine ungleiche Verteilung von Macht akzeptieren und erwarten.
2. Unsicherheitsvermeidung
Unsicherheitsvermeidung beschreibt die Abneigung gegenüber unvorhersehbaren Situationen.
3. Individualismus versus Kollektivismus
Individualismus schützt vor allem die Rechte des Individuums, wohingegen beim Kollektivismus das Wir-Gefühl im Vordergrund steht.
4. Männlichkeit versus Weiblichkeit
Unter Männlichkeit/Weiblichkeit wird die Ausprägung geschlechtsstereotyper Werte verstanden.
5. Langfristige versus kurzfristige Orientierung
Bei dieser Dimension handelt es sich um die zeitliche Ausrichtung einer Gesellschaft.
6. Nachgiebigkeit versus Beherrschung
Diese Dimension beschreibt das Ausmass, in dem eine Gesellschaft die Befriedigung von Bedürfnissen erlaubt.
Hofstede führte eine sehr umfangreiche Studie über den Einfluss der Kultur auf die Werte im Arbeitskontext durch. Unter folgendem Link werden Kulturvergleiche berichtet: https://geert-hofstede.com/countries.html
Ausgewählte Befunde
An dieser Stelle werden einige Befunde über den Zusammenhang zwischen Werten und Verhaltensweisen, die Rolle von Werten in Bezug zu Einstellungen und die Veränderung der Werte über die Zeit zusammengefasst.
In einigen Studien (Feather, 1975; Kiesler & Kiesler, 1969; O’Reilly & Chatman, 1996) konnte die Wichtigkeit der Übereinstimmung von persönlichen Werten und der Umgebung, in der sich Personen befinden, belegt werden. Personen, die beispielsweise in einer Organisation arbeiten, deren Werte sie persönlich nicht teilen, verspüren innere Konflikte. Weiterhin sind Studierende glücklicher, wenn ihre Werte kongruent mit ihrem Studium oder der Universität, an der sie studieren, sind. Demnach versuchen Menschen in Übereinstimmung mit ihren persönlichen Werten zu handeln.
Werte spielen auch in Bezug zu Einstellungen eine wesentliche Rolle. Eine hohe relative Wichtigkeit eines Wertes kann die Einstellung zu einem bestimmten Thema beeinflussen. Beispielsweise sind Menschen, die eine hohe Priorität für religiöse Werte haben, eher gegen Abtreibung. Dagegen sind Menschen, für die die Werte „Freiheit“ und „ein bequemes Leben“ wichtig sind, eher offen gegenüber Abtreibungen eingestellt (Kristiansen & Zanna, 1994). Auch in Bezug zu Homosexualität sind Menschen mit traditionellen und konformistischen Werten kritisch eingestellt, wohingegen Menschen, denen Vergnügen, Toleranz und das Wohlergehen aller Menschen wichtig sind, eher favorisierende Einstellungen aufweisen. Wenn zwei konkurrierende Werte für einen Menschen wichtig sind, dann stehen diese in Konflikt, weshalb Menschen zu bestimmten Themen ambivalent sein können.
Werte können sich im Laufe des Lebens verändern und sind je nach Lebenssituation und Kontext unterschiedlich. Gesunde Menschen können beispielsweise machtorientierte Werte leichter verfolgen als kranke Menschen. Eltern, die von ihnen abhängige Kinder haben, werden weniger riskante Aktivitäten ausführen, wodurch das Nachgehen von Stimulationswerten limitiert ist (Schwartz, 2005). Auch der Kontext hat einen Einfluss: In einer Gesellschaft mit starken Geschlechtsstereotypen wird eine Frau wahrscheinlich für das Verfolgen von Benevolenz-Werten belohnt und für das Verfolgen von Macht-Werten bestraft. Inglehart (1977) beschreibt, dass der Wohlstand einer Gesellschaft Einfluss auf das Streben nach materialistischen (Sicherheit) oder postmaterialistischen (Freiheit, Umweltschutz) Werten hat. In einer Gesellschaft mit steigendem Wohlstand nimmt die Wichtigkeit postmaterialistischer Werte zu. Ein interessanter Befund ist auch, dass höhere Bildung positiv mit Selbstbestimmungs- und Stimulationswerten und negativ mit Konformität, Tradition und Sicherheit korreliert (Schwartz, 2007).
Messung
Rokeach Value Survey
Der Rokeach Value Survey ist ein Werteklassifizierungsinstrument, welches 36 Werte beinhaltet, die in eine Rangordnung gebracht werden sollen. Unter den 36 Werten unterscheidet Rokeach zwischen 2 Wertgruppen: 18 „terminal values“ (existenzielle Werte) und 18 „instrumental values“ (instrumentelle Werte). Die Aufgabe der Teilnehmenden ist es, die 18 existenziellen Werte, gefolgt von den 18 instrumentellen Werten, in eine Rangordnung zu bringen („Wie wichtig sind Ihnen diese Werte, als leitende Prinzipien in Ihrem Leben?“).
http://www.wec.ufl.edu/faculty/jacobsons/wis6525/rokeach_value_survey%20personal%20responses.pdf
Portrait Value Questionnaire
Der Portrait Value Questionnaire ist ein Messinstrument, das 40 verbale Portraits von verschiedenen Personen beinhaltet. Diese Portraits charakterisieren Ziele, Wünsche oder Sehnsüchte einer Person und können somit zur Identifikation von Werten verwendet werden. Ein Beispielitem wäre „Er/Sie geht gerne Risiken ein. Er/Sie ist immer auf der Suche nach Abenteuern.“ Die Befragten bewerten, wie ähnlich diese beschriebene Person ihnen selbst ist. Dies erfolgt anhand einer sechsstufigen Likert-Skala (von „sehr wie ich“ bis „überhaupt nicht wie ich“).
http://www.zora.uzh.ch/95233/1/schmidt_bamberg_davidov_herrmann_schwartz_x.pdf
Values Survey Module 2013
Das Values Survey Module ist ein Papier-Bleistift-Fragebogen der aus 30 Items besteht. Anhand des Values Survey Module werden kulturell beeinflusste Werte und Gefühle von ähnlichen Befragten in zwei oder mehr Ländern (oder Regionen innerhalb von Ländern) miteinander verglichen. Der Fragebogen ermittelt für jedes Land die sechs Dimensionen von Hofstede anhand von vier Fragen pro Dimension.
http://geerthofstede.com/research-and-vsm/
https://geert-hofstede.com/tools.html
Referenzen
Feather, N. T. (1975). Values and income level. Australian Journal of Psychology, 27, 23–29. doi:10.1080/00049537508255236
Hofstede, G. (2001). Culture’s consequences: Comparing values, behaviors, institutions, and organizations across nations (2nd ed.). Thousand Oaks, CA: Sage Publications
Hofstede, G., Hofstede, G. J., & Minkov, M. (2010). Cultures and organizations: Software of the mind (3rd ed.). New York, NY: McGraw-Hill.
Inglehart, R. (1977). The silent revolution: Changing values and political styles among western publics. Princeton, NJ: Princeton University Press.
Kiesler, C. A., & Kiesler, S. B. (1969). Conformity. Reading, MA: Addison-Wesley.
Kristiansen, C. M. & Zanna, M. P. (1994). The rhetorical use of values to justify social and intergroup attitudes. Journal of Social Issues, 50, 47–65. doi:10.1111/j.1540-4560.1994.tb01197.x
O’Reilly, C. A., & Chatman, J. A. (1996). Culture as social control: Corporations, cults, and commitment. In B. M. Staw, & L. Cummings (Eds.), Research in Organizational Behavior (Vol. 18, pp. 157–200). Stanford, CT: JAI Press.
Rokeach, M. (1973). The nature of human values. New York, NY: Free Press.
Schwartz, S. H. (1992). Universals in the content and structure of values: Theory and empirical tests in 20 countries. In M. Zanna (Ed.), Advances in experimental social psychology (Vol. 25, pp. 1–65). New York, NY: Academic Press. doi:10.1016/S0065-2601(08)60281-6
Schwartz, S. H. (1994). Are there universal aspects in the content and structure of values? Journal of Social Issues, 50, 19–45. doi:10.1111/j.1540- 4560.1994.tb01196.x.
Schwartz, S. H. (2007). Basic human values: An overview. Retrieved from: http://segr-did2.fmag.unict.it/Allegati/convegno%207-8-10-05/Schwartzpaper.pdf